Deep Silver vertraut auf ihr Dead Island-Franchise. Nicht nur bringt der Publisher der Reihe mit Dead Island 2 den ersten offiziellen Nachfolger zum finanziellen Überraschungshit von 2011, nein, auch zwei spielerische Auskuppelungen wurden auf der diesjährigen GamesCom genauer vorgestellt, auch wenn das Hauptaugenmerk eindeutig auf Dead Island 2 lag. Im folgenden Rückblick betrachten wir all die Franchise-Neuigkeiten der diesjährigen Messe.
Dead Island 2
Der große Star unter den drei Spielen war selbstredend Dead Island 2, der erste offizielle Nachfolger zu Dead Island und Dead Island Riptide. Gezeigt wurde auf der Spielmesse in Köln eine 12-minütige Demo, welche im Areal um die legendären Hollywood Hills angesiedelt war. Dem Spieler wurde zufällig einer von zwei spielbaren Charaktere zugeteilt, Ryan der Berserker oder Dani die Raserin. In der Vollversion wird es noch zwei weitere Klassen geben - exklusiv in der PS4-Version zudem eine fünfte, wie wir noch von der vergangenen E3 wissen. Doch zurück zur Demo: Entweder mit Ryan oder Dani wurden Messebesucher also in ein noch recht kleines Areal vor dem bekannten Hollywood-Schriftzug geschickt, in welchem es vor Untoten nur so wimmelte.
Ein explizites Ziel gab es in der Demonstation jedoch nicht. Stattdessen beschränkte sich die spielbare Vorabversion darauf, dass vier Spieler gleichzeitig (in der Vollversion bis zu acht Spieler) im eben erwähnten Areal so viele Untote erledigen wie sie es in den 12 Minuten eben schafften. Dabei war die Demo in einem noch recht frühen Entwicklungsstadium. Modifizierte Waffen wurden etwa automatisch hergestellt, sobald die nötigen Ressourcen dafür eingesammelt wurden. Entwickler Yager versicherte jedoch, dass dies im Endprodukt nicht der Fall sein würde. Wie im Vorgänger dürfen Waffen selbst über einen Menübildschirm modifiziert werden. Nun überall und zu jeder Zeit, denn Werkbänke gibt es nicht mehr. Baupläne werden dagegen noch immer benötigt, ebenso natürlich die notwendigen Ressourcen für eine Waffenmod.
Yager hat sich aber auch an weiterer Kritik der Vorgänger von Techland angenommen, so etwa der Waffenhaltbarkeit. Zwar nutzen sich Nahkampfwaffen noch immer mit der Zeit ab, das geschieht nun jedoch deutlich langsamer. Und auch das (seien wir ehrlich) dämliche Geldsystem von Dead Island (Riptide) entfällt endlich. Musste man da noch ein unsichtbares Etwas mit Geld für Modifikationen und Reparaturen bezahlen, geschieht dies nun ausschließlich mit den passenden Ressourcen. Geld wird es im Spiel zwar immernoch geben, eingesetzt soll es aber nur für realistischere Zwecke werden.
Von dieser Tatsache abgesehen ist Realismus allerdings kein großes Wort in Dead Island 2. Und das ist gewollt. Denn laut Yager wären die lustigsten Momente in Dead Island (Riptide) jene gewesen, in welchen die Spiele (un)bewusst für amüsante Szenarien sorgten - Etwa, wenn John Morgan mit bloßen Fausthieben einen Zombie meterweit schleudern konnte. In dieser Hinsicht wird Dead Island 2 nochmal deutlich auflegen. Als Beispiel wurde etwa die Waffenmodifikation Homestrike genannt, eine Kombination aus Baseballschläger und Bowlingkugel (daher der Name). Ein simpler Aufwärtshieb mit diesem Mordsgerät sorgt dafür, dass das Ziel dutzende, laut Yager gar hunderte Meter in den Himmel geschoßen wird.
Und auch bei den Schusswaffen wird Realismus manchmal bewusst mit Füßen getreten: Die Waffenmodifikation Fiesta Launcher etwa ist eine einstige Kartoffelkanone, welche zufällig generierte Inhalte auf ihr Ziel ballert. Das kann Konfetti sein, das kann eine explosive Bombe sein, das kann ein Teddybär sein. Auf Logik wird in Dead Island 2 größtenteils also absichtlich verzichtet, das ganze Spiel ist so konzipiert, dass die Spieler mit verrückten Waffen und unerwarteten Szenen etwas zu lachen haben. Ein System, welches bereit Titeln wie Dead Rising oder Borderlands gelungen ist.
In Sachen Story gibt es in Dead Island 2 nicht viel zu berichten. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Geschichte des Spiels einfach langweilig oder generisch wäre. Nein, es gibt ganz simpel keine richtige Storyfortführung der Geschehnisse von Dead Island (Riptide). Wir wissen zwar, dass der Strippenzieher hinter den Ereignissen der Vorgänger sein Ziel offensichtlich erreicht hat, tiefgründig darauf eingegangen wird dabei allerdings nicht. Stattdessen setzt Dead Island 2 hier auf hunderte, in sich selbst abgeschlossene Ministorys für die verfügbaren Quests. Als Beispiel wurde etwa ein Szenario im Areal der Hollywood Hills genommen: Eine Gruppe von Überlebenden möchte ein Football-Spiel im Fernseher schauen. Also liegt an den Spielern, das Gerät dementsprechend zum Laufen zu bringen.
Doch damit nicht genug: Das Football-Spiel selbst wird natürlich einiges an Lärm machen, was widerum die Untoten aus allen Ecken anlockt. Als Spieler ist es also nun nötig, die Zuschauer des Spiels vor den nahenden Zombies zu beschützen. Verrückt. Das alles soll übrigens aber nicht bedeuten, dass Deep Silver sich komplett von der Handlung der Vorgänger verabschiedet. Jene Geschichte wird in Escape Dead Island fortgeführt, doch dazu kommen wir später noch.
Statt auf tiefgründige und emotionale Geschichten zu setzen, wendet sich Yager mit Dead Island 2 besonders dem Multiplayer-Modus für bis zu 8 Spielern zu. Natürlich lässt sich das gesamte Abenteuer auch als Solo-Spieler genießen, richtig an Fahrt aufnehmen soll es jedoch erst mit genügend Spielern. Besonders interessant ist dabei das Prinzip der sogenannten PvP (Player vs. Player)-Zonen. Normalerweise basiert das Koop-Prinzip auf Zusammenarbeit und gemeinsamen Erlebnissen. Doch zufällig getriggerte Ereignisse sorgen an besonderen Stellen dafür, dass sich die Spieler gegenseitig zu ermorden versuchen.
Als Beispiel wurde ein Helikopterabsturz genannt. Das Wrack ist reich an wertvollen Gegenständen und Ressourcen, doch nur ein Spieler kann den wertvollen Schatz haben. Also ändert sich das Areal um das Helikopterwrack vorübergehend zu einer PvP-Zone, in welcher alle Mitspieler plötzlich Feinde sind. Wer als Letzter noch lebt, bekommt die wertvollen Güter. Und dann sind alle Mitspieler wieder Freunde, als wäre nie etwas geschehen.
Apropos Areale: In der GamesCom-Demo war zwar nur ein kleiner Ausschnitt des Hollywood Hills-Gebiets erkundbar, Yager hat es sich jedoch nicht nehmen lassen, auch hier weitere Informationen zu teilen. So wird Dead Island 2 über drei riesige Gebiete verfügen, welche sich widerum an bekannten Landstrichen Kaliforniens orientieren, dabei aber nie realistische Nachbauten darstellen werden. Die beispielsweise in der Demo gezeigten Hollywood Hills sind nur ein kleiner Teil des gesamten Los Angeles-Areals. Von den bekannten Hügeln selber über den bekannten Venice Beach bis hin zum Santa Monica-Pier lässt sich das ganze Gebiet ohne Ladepausen erkunden. Wem laufen aber trotzdem zu mühsam ist, der kann seinen Hintern entweder in ein persönliches, modifizierbares Fahrzeug setzen oder aber einfach das Schnellreise-System benutzen.
Das zweite bereits enthüllte Gebiet ist San Francisco. Die Strände der Metropole sind genauso erkundbar wie die legendäre Golden Gate Bridge. Über das dritte Gebiet schweigt sich Yager allerdings noch aus. Es ist gut möglich, dass es sich dabei um San Diego oder Sacramento handeln könnte, doch mehr als Vermutungen können darüber derzeit nicht aufgestellt werden. Manche Quellen berichten zudem davon, dass Dead Island 2 der erste Teil der Reihe wäre, welche über einen aktiven Tag- und Nachtwechsel verfügt. Das lässt sich derzeit jedoch nicht eindeutig bestätigen und wird daher als Gerücht abgestempelt.
Yager hat übrigens nicht wenige Strapazen auf sich genommen, um die Spielwelt in Dead Island 2 trotz Eigeninterpretation der bekannten Orte möglichst authentisch zu gestalten. Der bekannte Hollywood-Schriftzug beispielsweise kostete Deep Silver eine Stange Geld, da er nicht einfach so ohne Absprache in Spiele oder Filme eingebaut werden darf. Deep Silver wehrte sich etwas dagegen, doch da Yager darauf bestand, gaben sie am Ende nach. Und selbst die Bäume in Dead Island 2 basieren tatsächlich auf echten Bäumen aus San Francisco. Yager hat vor Ort manche Bäume eingescannt und dabei Probleme mit der Stadtverwaltung bekommen, weil auch hier rechtliche Probleme eintrafen. Erst nach Abklärung bekam Yager schließlich die Erlaubnis der Stadt, die eingescannten Bäume auch tatsächlich im Spiel zu verwenden.
Ebenfalls amüsant: Die Zombies in Dead Island 2 basieren fast ausschließlich auf Mitarbeitern von Yager selbst. Wem Dead Island 2 aus welchen Gründen auch immer also nicht gefallen sollte, kann sich zumindest mit dem Gedanken zufriedenstellen, dass er es den Entwicklern die ganze Zeit heimzahlen kann. Zumindest virtuell.
Escape Dead Island
Zwar war Escape Dead Island auf der GamesCom nur hinter verschlossenen Türen für ein ausgewähltes Publikum anspielbar, nichtsdestotrotz gab es während der GamesCom jedoch einige neue Infos und Screenshots. Escape Dead island dürfte das genaue Gegenteil zu Dead Island 2 werden. Auf einen Multiplayer-Modus wird hier ebenso verzichtet wie auf übermäßig viel Humor und die bekannte Ego-Perspektive. Stattdessen wird der Titel sich auf eine tiefgründige Geschichte rund um den spielbaren Protagonisten Cliff Calo drehen, welcher aus der Third Person-Ansicht gesteuert wird. Dieser hat nicht nur persönliche Probleme mit seinem Verstand, sondern auch vor, den Ereignissen von Banoi auf den Grund zu gehen und an die Öffentlichkeit zu bringen.
Soweit ist das alles bereits seit der Ankündigung bekannt. Wie nun jedoch durch neue Screenshots von der GamesCom enthüllt wurde, trifft Cliff dabei auch zumindest auf eine alte Bekannte. Denn niemand geringeres als Xian Mei, eine spielbare Protagonistin von Dead Island (Riptide) weilt noch immer unter den Lebenden und wird Cliff sehr wahrscheinlich unterstützen. Desweiteren wurde auch für Escape Dead Island eine sogenannte New Game Plus-Option angekündigt - Also ein erneuter Spieldurchgang mit all seinen gefundenen Ressourcen aus dem ersten Lauf.
Dead Island Epidemic
Überraschend ruhig blieb es während der gesamten Messe um Dead Island Epidemic, obschon der Titel direkt neben Dead Island 2 anspielbar war. Stunlock Studios, die Macher des MOBAs im Dead Island-Universum, kündigten vor der GamesCom vier neue Charaktere an. Die Messe ist zwar vorbei, scheinbar haben aber noch keine Informationen über die neuen Charaktere die Öffentlichkeit erreicht. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Stunlock auf der offiziellen Webseite zu Dead Island Epidemic diesbezüglich schon bald neue Informationen veröffentlicht.